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Was macht eigentlich...

Der Luhrmannhof in Osnabrück?

Im März 2023 kaufte die Stiftung trias mit Unterstützung des Projektes den denkmalgeschützten, geschichtsträchtigen Luhrmannhof - ein ehemaliger Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert im grünen Randgebiet von Osnabrück. Verkäufer war das örtlich ansässige Studentenwerk, bis dahin Betreiber und Eigentümer des Hofes seit über 30 Jahren. Als den jungen Bewohner*innen die Kündigung in ihre Wohnheimplätze flatterte, gingen sie auf (friedliche) Barrikaden und suchten nach Lösungen. "Der Luhrmannhof muss bleiben!", mit diesem Aufruf wandten sie sich erfolgreich an die Öffentlichkeit. Die Partnerschaft mit der Stiftung trias kam zustande. Mit der Vergabe eines Erbbaurechts an den neu gegründeten Verein wird der Wohn- und Lebenort für insgesamt 49 Menschen endgültig für die Zukunft gesichert.

Ein Erfolgsbeispiel, das über Osnabrück hinaus Strahlkraft besitzt. Wir haben den Luhrmannhof nach einem Jahr Selbstverwaltung an einem kalten, aber sonnigen Tag im April besucht. Ein Erfahrungsbericht:

Besuch der Stiftung nach einem Jahr Selbstverwaltung

Die Vorfreude, sich nochmals in einer erweiterten Runde kennenzulernen, ist groß. Denn in der Regel besteht der enge Kontakt der Projekte vorwiegend mit den jeweiligen Projektentwickler*innen aus der Stiftung. Wir sind gespannt, zu erfahren: Wie geht es dem Projekt nach einem Jahr Selbstverwaltung? Welche Erfahrungen machen die Studierenden und wie anders oder neu strukturieren sie sich? Gibt es neue Herausforderungen? Welche Besonderheit bingt der Luhrmannhof als studentisches Wohnprojekt mit sich? 

Private Einblicke beim gemeinsamen Rundgang über den Hof

Lukas, Lea und weitere Studierende begrüßen uns bei der Ankunft herzlich. Die geführte Besichtigung über den Hof und durch die verschiedenen Gebäude – vom bäuerlichen "Haupthaus" über die Remise bis hin zur Scheune, vermitteln uns einen Eindruck ihres studentischen Lebens. Dabei scheuen sie nicht davor zurück, ihre privaten Wohnbereiche spontan für zu öffnen: "Die Stiftung trias ist da!", werden wir gepaart mit einem Klopfer an die Zimmertür kurzerhand angekündigt. Immer wieder kommen neue Bewohner*innen zufällig vorbei, man kommt ins Gespräch miteinander.

Lukas, ein Mitglied des Vereins und Vorstand, erinnert sich an Schlüsselmomente - vom ersten Schock, ausziehen zu müssen, bis hin zur realistischen Möglichkeit, den Hof selbst zu erwerben. Beeindruckt waren sie von ihrer eigenen Entschlossenheit, die notwendige ökologische Sanierung des Hofes – zunächst auf das Allernötigste beschränkt und erschwert durch diverse Denkmalschutzauflagen – selbst in die Hand zu nehmen und damit den Fortbestand des Projekts zu sichern.

Eindruck hinterlässt auch der große und grüne Außenbereich des Hofes, der in den warmen Monaten zum erweiterten wichtigen Wohnzimmer für die Studierenden wird. Denn: einen Gemeinschaftsraum für alle geben die Räumlichkeiten bislang leider nicht her. Unter schattigen Bäumen oder auf der Wiese begegnen sich die Bewohner*innen aus den verschiedenen Häusern, zum Lernen, Reden, Feiern, Musik machen. Und einmal im Jahr lädt der Luhrmannhof die Osnabrücker zum öffentlichen Sommerfest ein. 

Feierliche Übergabe des "trias"-Steines

Ein feierlicher Moment ist zweifelsohne in jedem unserer Erbbaurechtsprojekte die Übergabe des "trias-Steins": Elias Cores aus der Projektentwicklung der Stiftung trias wendet sich mit Dank und Glückwünschen an die Projektgruppe. Robert Bernhold, freier Projektberater der Stiftung für die Region Niedersachen, über den der Kontakt mit der Projektgruppe initial zustande gekommen war, hat zusätzlich noch den klassischen Apfelbaum mit im Gepäck.

Gemeinschaft geht durch den Magen 

Pragmatismus zeigen unsere Gastgeber*innen auch beim gemeinsamen Essen. Kurzerhand ist eine lange Tafel in der Mitte des Hofes aufgebaut, gedeckt und eine Gas-Kochgelegenheit angeschlossen. Gemeinsam geht es ans Gemüse schnibbeln. Auch in der Außen-Küche zeigt sich: Gemeinsames Tun verbindet, die Gespräche vertiefen sich beim leckeren selbstgemachten Curry. Unser Beisammensein endet leider ein wenig abrupt, denn ein Blick auf die Uhr erinnert uns daran, dass uns noch der Rückweg mit dem Zug bevorsteht. Beim Abschied vergewissern wir uns gegenseitig, wie schön es war, verbunden mit einer Einladung zum nächsten Sommerfest! 

Am Ende steht fest: Projektbesuche wie diese sind eine große Bereicherung und Motivation für uns als Stiftung und auch für jeden einzelnen persönlich. Die Inspiration der Begegnungen wird anhalten, auch wenn wir längst wieder am Schreibtisch sitzen. 

Wie geht es weiter?

In den nächsten Monaten und Jahren wird der Luhrmannhof als sozial-ökologisches Wohnprojekt weiterentwickelt. Die Projektinitiatoren streben an, dass perspektivisch nicht nur Studierende, sondern auch junge Menschen in Ausbildung auf dem Hof leben können. Eine Besonderheit des Studierenden-Wohnortes ist auch die damit verbundene natürliche Fluktuation. Dabei können die Ein- und Austritte von Bewohner*innen sowohl Risiko und Chance zugleich sein. Einerseits gilt es, Wissen und Regeln immer wieder neu weiterzugeben und teilweise neu aufzubauen. Andererseits bringen Neuankömmlinge neue Energie und Ideen für das selbstverwaltete, gemeinschaftlichen Wohnen mit. 

Der Luhrmannhof steht exemplarisch für eine erfolgreiche Projektentwicklung in hohem Tempo, die trotz guter Startbedingungen auch ein hohes Maß an Durchhaltevermögen erfordert. Die Bewohner*innen zeigten uns bei unserem Besuch eindrucksvoll, wie gemeinschaftlicher Zusammenhalt einen historischen, denkmalgeschützten Hof in eine lebendige und zukunftsorientierte Wohnform verwandeln können. Möglich geworden ist das mit Unterstützung Vieler durch Spenden, Zustiftungen und private Darlehen. Wir sind überzeugt, dass sich das Potential der Gemeinschaft weiter entfalten wird. 

Lieber Luhrmannhof, wir danken euch herzlich für den schönen gemeinsamen Tag! 


Auf einen Blick:

  • gemeinschaftliches Wohnprojekt in Selbstverwaltung
  • Erbbaurechtsprojekt der Stiftung trias seit März 2023
  • Bewohnerschaft sind aktuell 49 Menschen im Studium 
  • historischer Hof mit sieben, teils denkmalgeschützten, Häusern
  • Projekt-Vorstand ist der Verein Luhrmannhof e.V.

 

Historie: 

  • November 2021 Gründung des Vereins Luhrmannhof e.V.
  • längere Phase der Entscheidungsfindung und Projektentwicklung
  • Kauf des Luhrmannhof im März 2023 durch die Stiftung trias mithilfe zahlreicher Zustiftungen, Spenden und privater Darlehen; Vergabe eines Erbbaurechtes an den Luhrmannhof e.V.
  • Übernahme des Wohnprojektes in Selbstverwaltung

 

Perspektive:

  • sukzessive ökologische Sanierung der Gebäude
  • Erweiterung von Erfahrungen mit der Selbstverwaltung im lerndenden Prozess
  • mögliche Öffnung der Bewohnerschaft auch für Menschen in Ausbildung